Bei Frau Angelika Rieger gab es im Leben “keine Zeit für Faxen.” Die gebürtige Kirchheimerin wuchs streng behütet auf. Der Vater Arzt, die Mutter  Ehefrau und Mutter dreier Kinder, die zusätzlich in der Praxis des Ehemannes mitarbeitete. In ihrem Elternhaus lernte sie, Probleme mit sich selbst auszumachen. So war die damalige Erziehung. 

Sie erinnert sich daran, ihre Mutter stets geschniegelt und paratstehend erlebt zu haben, und dies bis ins hohe Alter hinein. Natürlich hatten vorgelebter Fleiß und Disziplin Einfluss auf die Töchter. Diese vorgelebten Werte der Eltern ermöglichen ihr heute einen gewissen Wohlstand. 

Nach Abitur und Studium bewährte sie sich ab 1968 als Lehrerin mit Leib und Seele an der Geschwister Scholl Realschule, mit den Fächern Handarbeit, Hauswirtschaft und Turnen, kurz HHT.

Ihr Anliegen, ihr Leitsatz war, “Strenge, aber berechenbar”. Von fließenden Tränen ließ sie sich nicht beieinflussen. Sie war immer bemüht, alle Schüler gleich zu behandeln. 

Mit Stolz erinnert sie sich daran, wie sie 1968 als sehr junge Lehrerin, mit viel `Rückgrat´ einen Vater davon überzeugte, aus Sicherheitsgründen unbedingt auf Röcke während des Turnens zu verzichten. Es hat geklappt! 

Frau Rieger ist Mutter zweier Töchter und Großmutter von 8 Enkelkindern. Sie leben alle über Deutschland verteilt. Mit dem Abstand zu Töchtern und Enkeln kommt sie, vor allem im Älterwerden, ganz gut zurecht.  

Frau Rieger kennt keine Langeweile. Sie engagiert sich seit 30 Jahren im Kirchengemeinderat, in der Vesperkirche, in der sie vor zwei Jahren zusammen mit Pfarrer Lautenschlager ein kostenloses Angebot für Jedermann ins Leben rief, den `Suppentopf´, den sie seitdem mit einigen freiwilligen Bürgern beteibt. Außerdem gehört Frau Rieger seit etlichen Jahren dem Seniorenrat an. 

Lokalpolitische Themen wecken ihr Interesse. 

“Es darf einem nicht alles gleichgültig sein.” 

Sie hat einen guten Freundeskreis, auch aus der berufstätigen Schulzeit, würde gerne mehr reisen, aber nicht alleine. Bei Bildungs – oder Gruppenreisen fühlt sie sich manchmal ausgeschlossen.  

Für die älteren Herrschaften wünscht sie sich ein kulturelles Angebot am frühen Abend oder nachmittags. 

„Abends alleine nach Hause zu gehen ist seltsam.“ Aber Angst hat Frau Rieger keine. Mit aufrechter Haltung und selbstbewusster Ausstrahlung tritt sie ihre Heimwege an. Dazu einen bestimmten Gegenstand in der Manteltasche in der Hand, so fühlt sich Frau Reger sicher.   

Ihr wohlmeinender Appell an die Stadt: „Ich sehe, dass sich die Stadt an vielen Ecken und Enden bemüht. Vielleicht wäre es klüger, einmal eine Sache zu Ende zu bringen, anstatt wieder etwas Neues zu beginnen.“

Befragt und notiert von Angelika B. Lauppe, Sept. ´21, Copyright