Hermann Hiller – Mein Leben in Nürtingen

Die meisten Menschen, die heute in Nürtingen leben, werden Mühe haben, sich die Entwicklung der Stadt während einer Lebensspanne von mehr als neun Jahrzehnten vorzustellen.

Ich wurde 1930 in der Teckstraße, Braike geboren. Zu Hause war das Geld knapp, aber wir Kinder waren in unserer freien Zeit auch ohne Spielzeug in der weitgehend freien Natur unterwegs und spielten in der Steinach, wo wir im Sommer zum Baden das Wasser aufstauten. Oder wir waren auf den Wiesen und nahen Wäldern Richtung heutigem Enzenhardt unterwegs.

Im Winter wurde das dick gefrorene Eis durch die Brauerei Schöll in Stangen gesägt. Auf den manchmal schwimmenden Eisplatten schaukelte man, manchmal fiel einer ins Wasser zur Freude der anderen. Als 1942 durch die Schneeschmelze das Tauwasser über den Hang zur Braikekirche und Umgebung floss und gefror, war dies eine große herrliche Schlittschuhbahn. 

Sehr spät schmolz die Bahn. Jetzt war es besonders schön, an die Mädels heranzufahren und dann abzubiegen. Eine mächtige Wasserfontäne spritzte auf die Erschrockenen.

So gerne man sich im hohen Alter noch an die Jugend erinnert, ein Zuckerschlecken war das damalige Leben nicht.