Jan Lieder  überrascht mit seinen 16 Jahren in vielerlei Hinsicht. Mir sitzt ein engagierter, politisch und philosophisch interessierter junger Mann gegenüber. Seines Zeichens aktives Mitglied in der Jugendorganisation der FDP des Kreisverbandes Esslingen und `noch´ stellvertretender Kreisvorsitzender für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.  

Außerdem ist er Mitglied der `liberalen Schüler´, die sich aus `Jungliberalen´ bilden, deren Mitglieder zwischen 14 und 20 Jahren alt sind und die sich um alles, was Schüler in Baden – Württemberg bewegt, kümmern. Unter anderem geht es dabei um Themen wie Klima, Umwelt und FFF. Diese Arbeit geschieht ehrenamtlich.  

Jan lebt mit seiner Familie in Frickenhausen, versteht sich mit seinen Eltern sehr gut und findet sie nur `ganz manchmal´ cringe.  Sein Bruder, 21, studiert gerade auf Lehramt in Irland. Demnächst fliegt die Familie nach Dublin, darauf freut er sich. Außer all den politischen Interessen und Aktivitäten ist er Oberstufenschüler in der 11. Klasse im MPG und wurde jetzt, nach einem Corona Jahr, wiedergewählt. Er bedauert, dass sich während Corona in der SMV vieles aufgelöst hat. Jan erklärt mir, dass der Schülersprecher und die Klassensprecher in Teams arbeiten um zu eruieren, was im online Unterricht nicht so gut lief, wo es Verbesserungsbedarf gibt und was man verändern kann. In Konferenzen findet reger Austausch mit der Schulleitung, den Lehrern und den Eltern statt. 

Doch nicht genug mit all dem. Jan ist zusammen mit einer Mitschülerin Geschäftsführer einer Juniorfirma. Hierzu darf noch nichts verraten werden, außer, dass man sich um eine Art Stadtcoin bemüht, um den Einzelhandel zu pushen und zu unterstützen. Man wird davon hören! 

Alles in allem hat Jan das Gefühl, von seinen Mitschülern respektiert zu werden. Seine Lieblingsfächer sind, wie nicht anders zu erwarten, Gemeinschaftskunde und Geschichte. Um dem stressigen Alltag zu entfliehen, joggt er durchaus mal knapp zwei Stunden durch die `Botanik´. Ja, ein Studium stellt er sich auf jeden Fall vor. Im Idealfall möchte er später aus einer privilegierten Position heraus der Gesellschaft etwas zurückgeben, vielleicht in Afrika, den Menschen helfen, so wie er es jetzt schon am MPG erlebt, das eine Patenschaft übernommen hat und für die Bildung des Patenkindes einen monatlichen Betrag überweist. In diesem Zusammenhang kommt ihm das Wort `Bildungsgerechtigkeit´ ganz leicht über die Lippen und deshalb lautet sein Appell an die Stadt Nürtingen: 

Mehr auf und in die Schulen schauen! Mehr Geld für Bildung und Schulen ausgeben. Allein an seiner Schule mangelt es an vielem. Die digitale Ausstattung lässt zu wünschen übrig, Kameras im Fahrradkeller wären gut, ebenso mehr Beamer, weil die Unterrichtsform in Zukunft immer mehr digitalisiert werden wird. Ganz schlimm seien die Sanitären Einrichtungen. Er versteht auch nicht, weshalb das Högy in Millionenhöhe saniert wurde, was zwar auch dringend nötig war, jedoch seine Schule nichts abbekam, obgleich auch sie an manchen Stellen sehr marode ist. 

Bevor sich Jan in Rage spricht, frage ich ihn nach seinen Urlaubswünschen. 

„2019 auf Rügen, das war cool. Und ab und zu auf unser Grundstück außerhalb Leipzigs ist auch wunderbar. Da entspannt man, ob man will oder nicht. 

Kein Netz, kein Handyempfang, da hört man nichts, außer die Frösche quaken“   

Befragt und notiert von Angelika B. Lauppe, Oktober ´21, Copyright