Wie ich in Nürtingen ankam
In der Universitätsstadt Tübingen bin ich aufgewachsen, zur Schule gegangen und habe weitgehend dort studiert.
Die Liebe und die Wohnung zog uns, die junge Familie Ende der 1960er Jahre nach Nürtingen. Durch meine Frau, Tochter von Rektor Heller, konnte ich hier die ersten Kontakte knüpfen.
Die ersten eigenen Schritte in die neue Heimat gingen über die Gaststätte Siedlerstube, eine gutbürgerliche Gaststätte mit Metzgerei in der Braike, in der wir wohnten. Als Berufsanfänger, zunächst als Rechtsanwalt, dann als Richter, war der Arbeitstag lang und anstrengend, eine Einkehr beruhigend und ausgleichend. Viele Vereine hielten in der Siedlerstube ihre Treffen ab und so ist es nicht verwunderlich, dass ich in über zehn Vereinen Mitglied wurde und heute noch angehöre, von Albverein bis Z 118. Außerdem wurden wir als Familie vertrauensvoll in der Versöhnungskirchengemeinde aufgenommen.
Die ersten Schritte in die Bürgerschaft waren getan und so wurde ich gebeten als Kirchengemeinderat, später als Gemeinderat und Kreisrat zu kandidieren, erfolgreich.
Das Ehrenamt, insbesondere als Gemeinderat, übte ich sehr gerne aus. Sich für das Wohl der Bürger und das Wohlergehen der Stadt zusammen mit Gleichgesinnten Gemeinderäten und einer richtungsgebenden, kooperativen Verwaltung einzusetzen, war erfüllend. Das gute persönliche Verhältnis zueinander spiegelte sich in den gemeinsamen Nachsitzungen wider.
Als ich mehrfach, zum Teil mit deutlichem Vorsprung, Stimmenkönig wurde, war ich in Nürtingen angekommen.
O tempora mutantur. Als Stadtrat wurde unser Nürtinger Sohn identifiziert, das ist der Sohn vom Stadtrat, heute etwa 15 Jahre später – nach Rückzug aus den Ehrenämtern – heißt es nun, das ist der Vater vom Doktor (Sohn).
Reinhold Rauscher