Simon Erkens hat Fans, zwei sehr unterschiedliche Gruppen von Fans. Die einen teilen seinen Musikgeschmack, kennen ihn von Festivals als DJ im Künstlerkollektiv „Rumpelkammer“ und als Produzent – für die anderen ist er der Held, der Schulnachmittage und Schulferien zu einem Abenteuer macht.

Wenn er durch Nürtingen läuft, ist es besonders letztere Fangruppe, die ihn begeistert grüßt, seinen Namen ruft und zuwinkt. „Gefühlt kennen mich alle Kinder der Stadt“, lacht der Erzieher und sitzt dabei völlig relaxt auf einem für seine Körpergröße viel zu kleinen Stuhl an einem niedrigen Tisch, alles in Kindergröße. Kein Wunder, denn Simon arbeitet bereits seit 19 Jahren im Schülerhort und der Kinderkulturwerkstatt in der Alten Seegrasspinnerei. Die erste Generation, die er betreut hat, könnte inzwischen selbst Kinder haben, erklärt er fast ein bisschen über sich selbst erstaunt.

Dass das Pendant zur Kernzeitbetreuung der Schule so großen Zuspruch bei den Kindern findet, erklärt er mit den besonderen Räumlichkeiten, die zum Beispiel durch die Künstlerwerkstatt ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten für die Nachmittage bieten als eine Schule – und stellt sein eigenes Engagement damit in den Hintergrund. Dabei ist zu spüren, dass der ausgebildete Jugend- und Heimerzieher mit ganzer Seele hier arbeitet. „Das ist nicht nur Arbeit, das ist auch Familie“. Mit einem bescheidenen Lächeln ergänzt er: „Das ist natürlich traumhaft, wenn das so ist.“

Perfekt ist es wohl dann, wenn auch noch das Hobby an diesem kreativen Ort verankert ist. Seit mehr als 15 Jahren engagiert sich Simon für elektronische Musik und hat gemeinsam mit seinen Kollegen der „Rumpelkammer“ eine Techno-Szene in Nürtingen etabliert. Weltbekannte DJs legten in der Vergangenheit bei ihren Events – zum Beispiel im Innenhof der Alten Seegrasspinnerei – auf. „Wer in der Szene einen Namen hat, kommt an uns nicht vorbei.“

Die Pandemie hat dem Erfolg einen Dämpfer versetzt – wie überall im kulturellen Bereich. Um seine Fans der elektronischen Musik trotzdem zu erreichen, hat DJ m.a.z.e. aus seinem Wohnzimmer via youtube gestreamt – mit dem passenden Titel: „Sofageschichten“. Doch die Stimmung der tanzenden Masse fehlt einfach, bei dieser Musikrichtung vielleicht mehr als bei jeder anderen. Um so schöner, dass Ende September endlich wieder eine Open-Air-Veranstaltung möglich war.

Obwohl die „Rumpelkammer“ Nürtingen geprägt hat, sind die Techno- und House-DJs doch „ein bunter Hund“ bei der Musiknacht. Nicht nur deswegen hofft Simon, dass sich Nürtingen weiter verjüngt und zu einer echten Studentenstadt wird. Der gebürtige Beurener begrüßt entsprechende Projekte, vor allem die Innenstadtbelebung, die mit dem Stadtbalkon einen vielversprechenden Anfang genommen hat. „Das macht eine Stadt attraktiv, dann kommen nicht nur Studenten, sondern sie bleiben auch“, ist er überzeugt. Aufgrund seines vielseitigen und langjährigen Engagements ist Simon Erkens hier stark verwurzelt und freut sich über die positive Entwicklung – für sich persönlich, für Nürtingen und für seine Fans, die kleinen und die großen.

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